Am 19. September 1935 wurde ich in Hameln geboren.
Meine Vorfahren mütterlicherseits waren Schäfer und Müller, väterlicherseits
arbeiteten sie als Binnenschiffer. Ich erlernte die Berufe eines Buchdruckers
und eines Kaufmanns. Heiratete zweimal und habe drei Knaben. Mit 19 Jahren
- etwa - entstand aus meiner dauernden Unruhe heraus der Wunsch zum Malen.
Ich besuchte zur Ausbildung in München die Kunstakademie (als Gasthörer),
die Zeichenschule "Die Form" und in Hannover die Werkkunstschule. In der
Folgezeit arbeitete ich an mir. 20 Jahre viel es mir nicht ein, von der
Malerei leben zu wollen.
Ich verlangte von meinen Bildern, dass zum Ausdruck
kommt, dass die technische Seite gemeistert ist, dass ich male wie ich
fühle, dass die Bilder frisch und ehrlich bleiben. Sie sollen aus dem
Herzen und nicht aus dem Kopf entstehen. Mit Körper und Seele ergab ich
mich dem Erleben der Dinge und der Menschen, dem Verständnis der Natur.
Malerei ist für mich niemals ein Versuch, mit anderen in Wettstreit zu
treten. Ich male aus einem innreren und nicht aufhörenden Wunsch heraus.
Kritisieren möge der Betrachter meine Bilder! In den psychologischen Porträts
versuche ich tief in die menschliche Seele einzudringen und aufzuzeichnen,
was sich mir offenbart.
Auch in der Wiedergabe der Natur versuche ich, das
Leben fühlen zu lassen. Die Farben sind Ausdruck meines Optimismus, die
Form vereinfacht sich und die Realität wird umgeformt in eine neue Ästhetik.
Natürlich nimmt jeder Betrachter die Bilder mit andern Augen in sich auf
und verbindet sich mit ihnen auf eine andere Weise. Meine Arbeiten müssen
nicht jedem gefallen. Es gibt viele Arten von Menschen und meine Arbeiten
berühren nicht jeden gleich. Aber wenn ein Bild von mir auf Herz und Auge
eines Betrachters einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, so hat es
als Bild bestanden und seine Existenzberechtigung erhalten. Malerei soll
nicht sein für eine kleine Gruppe der Privilegierten, sondern sie sollte
allen Menschen gehören. Sie ist eine soziale Aufgabe des Künstlers in
seinem Leben für seine Mitmenschen. Alle Dinge haben - auch in der Kunst
- ihren Anfang und ihr Ende. Heute wenden sich die Menschen wieder verstärkt
der Natur zu. In der Malerei ist zu spüren, dass das Rad der Zeit in die
Nähe des Erlebens, der Gefühle kommt. Es muss eine Aufforderung an die
Künstler sein, zu helfen, dass der Mensch den Menschen zurückentdeckt.
Noch heute sieht man in den Städten und menschlichen
Gemeinschaften in "tote Gesichter"; Menschen, die ihre Beziehung zum Mitmenschen,
zur Umwelt verloren haben. Millionen von Menschen müssen erst wieder lernen,
was es bedeutet, eine Familie zu gründen, als Väter und Mütter für ihre
Kinder zu sorgen und sich gut mit ihren Nachbarn zu verstehen. Hier hat
der Künstler seine Aufgabe, durch tiefe Humanität und Liebe zum Menschen
sie aufzuwecken.
Vor Jahren begann ich - neben den herkömmlichen
Maltechniken -, mich auch dem Glas als Objektträger zuzuwenden. Das Malen
mit Ölfarbe hinter Glas ist wohl eine der schwierigsten Techniken. Ich
lege zuerst eine Zeichnung an, bevor ich die Farben aufbringe. Eine nachträgliche
Veränderung, oder Korrektur der Farbe ist mir nicht möglich. Diese
Technik zwingt mich - ohne Zwischenbesichtigung -, das Bild in einem Schwung
innerhalb einer Nacht fertigzustellen. Dazu kommt, dass man auf Glas von
rückwärts arbeiten muss und - was man rechts malt, links beim Betrachten
des fertigen Bildes erscheint. Das Farbergebnis ist durch die enge Verbindung
der Ölfarben zum Glas intensiver und beständiger. Die Struktur des Glases
wird ein Bildbestandteil.
Motive für meine Bilder habe ich sicherlich soviel,
dass mein Leben für die Ausbringung der "inneren Bilder" nicht ausreicht.
Die Inspirationen kommen für mich aus der Natur. Ich muss die Natur fühlend
erleben, sehen, wie die Pflanzen wachsen, die Früchte reifen, sich alles
verändert, erneuert. Alle Dinge leben ihr eigenes Leben, und dieses Beobachten
schafft mir meine Motive. In mir, in meinem Innersten male ich immer.
Diese Bilder erhalten ihre Gestalt im Atelier. Manchmal brauchen sie eine
lange Zeit, bevor sie auskristallisiert sind. Manchmal brechen sie mit
einer Urgewalt aus mir heraus, welche mir kaum die Zeit für die Ausführung
lässt. Durch den Umstand, dass ich immer - auch für meine jetzt 5köpfige
Familie - Ernährer war, arbeitete ich an meinen Bildern in der Hauptsache
des Nachts.
Wenn ein Künstler ehrlich seinen Weg geht, so läuft
er durch Dornen sein Leben lang. Es ist das Leben des Erleidens, das ihn
zum Ziel führt. Er erlebt dabei Erfüllung und Tage voller Zweifel und
Einsamkeit. Aber nur dieses ist der Weg der Reife. Seine Bilder sind dann
sein Geschenk an die Menschen - geschrieben mit seinem Leben.
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