Über mich        (1976 geschrieben)

Am 19. September 1935 wurde ich in Hameln geboren. Meine Vorfahren mütterlicherseits waren Schäfer und Müller, väterlicherseits arbeiteten sie als Binnenschiffer. Ich erlernte die Berufe eines Buchdruckers und eines Kaufmanns. Heiratete zweimal und habe drei Knaben. Mit 19 Jahren - etwa - entstand aus meiner dauernden Unruhe heraus der Wunsch zum Malen. Ich besuchte zur Ausbildung in München die Kunstakademie (als Gasthörer), die Zeichenschule "Die Form" und in Hannover die Werkkunstschule. In der Folgezeit arbeitete ich an mir. 20 Jahre viel es mir nicht ein, von der Malerei leben zu wollen.

Ich verlangte von meinen Bildern, dass zum Ausdruck kommt, dass die technische Seite gemeistert ist, dass ich male wie ich fühle, dass die Bilder frisch und ehrlich bleiben. Sie sollen aus dem Herzen und nicht aus dem Kopf entstehen. Mit Körper und Seele ergab ich mich dem Erleben der Dinge und der Menschen, dem Verständnis der Natur. Malerei ist für mich niemals ein Versuch, mit anderen in Wettstreit zu treten. Ich male aus einem innreren und nicht aufhörenden Wunsch heraus. Kritisieren möge der Betrachter meine Bilder! In den psychologischen Porträts versuche ich tief in die menschliche Seele einzudringen und aufzuzeichnen, was sich mir offenbart.

Auch in der Wiedergabe der Natur versuche ich, das Leben fühlen zu lassen. Die Farben sind Ausdruck meines Optimismus, die Form vereinfacht sich und die Realität wird umgeformt in eine neue Ästhetik. Natürlich nimmt jeder Betrachter die Bilder mit andern Augen in sich auf und verbindet sich mit ihnen auf eine andere Weise. Meine Arbeiten müssen nicht jedem gefallen. Es gibt viele Arten von Menschen und meine Arbeiten berühren nicht jeden gleich. Aber wenn ein Bild von mir auf Herz und Auge eines Betrachters einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, so hat es als Bild bestanden und seine Existenzberechtigung erhalten. Malerei soll nicht sein für eine kleine Gruppe der Privilegierten, sondern sie sollte allen Menschen gehören. Sie ist eine soziale Aufgabe des Künstlers in seinem Leben für seine Mitmenschen. Alle Dinge haben - auch in der Kunst - ihren Anfang und ihr Ende. Heute wenden sich die Menschen wieder verstärkt der Natur zu. In der Malerei ist zu spüren, dass das Rad der Zeit in die Nähe des Erlebens, der Gefühle kommt. Es muss eine Aufforderung an die Künstler sein, zu helfen, dass der Mensch den Menschen zurückentdeckt.

Noch heute sieht man in den Städten und menschlichen Gemeinschaften in "tote Gesichter"; Menschen, die ihre Beziehung zum Mitmenschen, zur Umwelt verloren haben. Millionen von Menschen müssen erst wieder lernen, was es bedeutet, eine Familie zu gründen, als Väter und Mütter für ihre Kinder zu sorgen und sich gut mit ihren Nachbarn zu verstehen. Hier hat der Künstler seine Aufgabe, durch tiefe Humanität und Liebe zum Menschen sie aufzuwecken.

Vor Jahren begann ich - neben den herkömmlichen Maltechniken -, mich auch dem Glas als Objektträger zuzuwenden. Das Malen mit Ölfarbe hinter Glas ist wohl eine der schwierigsten Techniken. Ich lege zuerst eine Zeichnung an, bevor ich die Farben aufbringe. Eine nachträgliche Veränderung, oder Korrektur der Farbe ist mir nicht möglich. Diese Technik zwingt mich - ohne Zwischenbesichtigung -, das Bild in einem Schwung innerhalb einer Nacht fertigzustellen. Dazu kommt, dass man auf Glas von rückwärts arbeiten muss und - was man rechts malt, links beim Betrachten des fertigen Bildes erscheint. Das Farbergebnis ist durch die enge Verbindung der Ölfarben zum Glas intensiver und beständiger. Die Struktur des Glases wird ein Bildbestandteil.

Motive für meine Bilder habe ich sicherlich soviel, dass mein Leben für die Ausbringung der "inneren Bilder" nicht ausreicht. Die Inspirationen kommen für mich aus der Natur. Ich muss die Natur fühlend erleben, sehen, wie die Pflanzen wachsen, die Früchte reifen, sich alles verändert, erneuert. Alle Dinge leben ihr eigenes Leben, und dieses Beobachten schafft mir meine Motive. In mir, in meinem Innersten male ich immer. Diese Bilder erhalten ihre Gestalt im Atelier. Manchmal brauchen sie eine lange Zeit, bevor sie auskristallisiert sind. Manchmal brechen sie mit einer Urgewalt aus mir heraus, welche mir kaum die Zeit für die Ausführung lässt. Durch den Umstand, dass ich immer - auch für meine jetzt 5köpfige Familie - Ernährer war, arbeitete ich an meinen Bildern in der Hauptsache des Nachts.

Wenn ein Künstler ehrlich seinen Weg geht, so läuft er durch Dornen sein Leben lang. Es ist das Leben des Erleidens, das ihn zum Ziel führt. Er erlebt dabei Erfüllung und Tage voller Zweifel und Einsamkeit. Aber nur dieses ist der Weg der Reife. Seine Bilder sind dann sein Geschenk an die Menschen - geschrieben mit seinem Leben.